Dieser Artikel beschäftigt sich mit den Auswirkungen eines theoretischen Bitcoin-Verbots auf die Kryptowährung selbst. Ein Verbot ist aktuell nicht geplant, wenngleich es in der Vergangenheit immer wieder Stimmen gab, die dieses forderten.
Ein Verbot würde vermutlich das Ende von Bitcoin bedeuten
Mit steigenden Kursen nehmen auch die Rufe nach Regulierung des Bitcoin immer weiter zu.
Wo die Regulierung der weiteren Entwicklung einen Gefallen tun würde, würde ein Verbot das Ende von Bitcoin bedeuten.
Aber von vorne: Was bringt mich zu dieser Einschätzung?
Nach Meinung vieler Bitcoin-Enthusiasten würde ein staatliches Verbot keine oder kaum Auswirkungen auf den Wert von Bitcoin entfalten.
Die drei Hauptargumente sind:
- Durch die dezentrale Struktur der Blockchain würden sich nie alle Nodes ausschalten können.
- Der Coin könnte weiterhin auf DEX (Dezentralen Exchanges) gehandelt werden oder zur Not auch per USB-Stick.
- Da Bitcoin nur ein Stück Code ist, könne dieser nicht verboten werden.
Auch wenn die Argumente (bis auf den letzten Punkt) grundsätzlich der Wahrheit entsprechen, so liegt hier meiner Ansicht nach eine verzerrte Sicht auf die Realität vor.
Es gibt eine Reihe an Dingen, die mit einem Verbot eintreten und gegen einen Fortbestand des Bitcoin sprechen:
- Die Anzahl der Markteilnehmer würde drastisch schrumpfen. Die Wall Street würde aussteigen und die Implementierungen in der Welt (z.B. Bezahlungsmöglichkeiten) würden großteils rückgängig gemacht werden. Somit würde auch der aufgebaute Wert der letzten Jahre wieder verloren gehen.
- Illegales wird in der Regel immer nur von sehr kleinen Kreisen genutzt. Die meisten Menschen möchten sich nicht der Gefahr hingeben, in rechtliche Schwierigkeiten zu geraten.
- Nur ein Bruchteil wäre bereit, sich der Gefahr aussetzen, bei einem Offline-Tausch in gefährliche Situationen zu geraten oder online über anonyme, unregulierte Plattformen zu handeln.
- Bitcoin ist für die breite Masse technisch schlicht zu kompliziert gestaltet (Aufbewahrung, Nutzung und Handel).
Wer würde an Marktteilnehmern übrig bleiben, wenn Bitcoin verboten ist?
Die hohen Preise, die wir an den Bitcoin-Börsen beobachten, sind nur möglich, weil BTC legal von jedermann gehandelt werden kann.
Die Legalität von Bitcoin macht es möglich, dass große Fonds einsteigen und Online-Shops BTC als Zahlungsmittel integrieren. PayPal bietet den Coin in seinen Wallets an, Krypto-Börsen schießen wie Pilze aus dem Boden und das nette Ehepaar von nebenan, möchte nun auch investieren, weil sie davon in der Zeitung gelesen haben.
Dem kann entgegnet werden, dass die Preise nicht durch den Handel entstanden sind, sondern durch das Vertrauen in den Bitcoin.
Das ist völlig richtig.
Nur worauf stützt sich das Vertrauen, wenn Bitcoin nicht genutzt werden darf und die weitere Adaption und Implementierung nicht mehr weitergeführt wird bzw. sogar rückgängig gemacht werden muss?
Bitcoin: Zwischen ideologisch getriebener Hoffnung und Realität
Bitcoin ist für die meisten Investoren ein Vehikel, um Geld zu verdienen.
Es ist allerdings nicht von der Hand zu weisen, dass bei vielen, vor allem langfristig orientierten Anlegern, eine starke ideologische Komponente mitschwingt. Diese ist bei der breiten Masse jedoch nicht vorzufinden.
Anders, als an der Wall Street, wo die Gewinnmaximierung im Vordergrund steht, verkörpert Bitcoin für viele das menschliche Grundbedürfnis der Freiheit.
Für manche Investoren, besonders denen, die sich intensiv mit der Entstehungsgeschichte und den Gedanken von Satoshi Nakamoto befasst haben, ist der steigende Kurs ein netter Anhang, jedoch nicht der primäre Grund für ein Investment.
Viel eher steckt dahinter die oft subtile, aber utopische Hoffnung auf eine freiere, bessere und gerechtere Welt. Eine Art Retter, in der Bitcoin als "gerechteres Geld" das aktuelle Geldsystem ersetzt und den Weg in eine neue Ära ebnet.
Dass diese Gruppe keine Probleme haben wird, sich auch bei einem Bitcoin-Verbot mit den technischen Herausforderungen der sicheren Aufbewahrung von Bitcoin zu beschäftigen und auch Tauschgeschäfte per USB-Stick durchführen würde, steht außer Frage.
Ob diese Hürden, von den rechtlichen Aspekten und damit verbunden Gefahren abgesehen, darüber hinaus jemand auf sich nehmen würde, ist zu bezweifeln. Noch dazu, da diese ideologische Komponente beim gewöhnlichen Investor nicht vorzufinden ist.
Nach diesen Ausführungen mag es überraschen, dass ich selbst an eine erfolgreiche Zukunft von Bitcoin glaube. Nicht als Zahlungsmittel, aber als Store of Value. Ich versuche mich jedoch immer von jeglichen Dogmen zu lösen, um einen nüchternen Blick auf die Realität zu bewahren.
Aktuell ist Bitcoin zu irrelevant für ein Verbot
Auch wenn es bezüglich einem Bitcoin-Verbot bereits Überlegungen seitens der USA gab: Aktuell ist Bitcoin fern jeglicher tatsächlicher Relevanz, um tatsächlich ins Visier zu geraten.
Der schnelle Preisanstieg und die mittlerweile doch recht hohe Summe, die für einen Bitcoin zu bezahlen ist, kann das Bild diesbezüglich leicht verzerren.
Das Marketcap beträgt einen Bruchteil anderer Finanzmärkte und ist daher noch zu klein, um für staatliche Währungen zu gefährlich zu werden.
Dass Bitcoin aktuell zu irrelevant ist, lässt jedoch nicht automatisch auf die Zukunft schließen. War Bitcoin vor wenigen Jahren noch verpönt an der Wall Street, entwickelt sich die Kryptowährung immer weiter zu einem Asset, welches viele Trader und Investoren in ihren Portfolios haben.
Trotzdem hält Berry Silbert, ein bekannter Assetmanager bei Grayscale, die Gefahr eines Verbots für "ein Ding der Vergangenheit" (Investor Call im Juli 2020).
Weiterführende Links:
https://www.forbes.com/sites/billybambrough/2020/07/19/the-risk-of-a-catastrophic-us-bitcoin-ban-is-now-past/
Auch interessant: Verhalten von Bitcoin in einer Finanzkrise