Trotz dieser Versuche ist ein großflächiger Einsatz als Zahlungsmittel für alltägliche Einkäufe unwahrscheinlich. Viel eher entwickelt sich Bitcoin zu einer Art digitalem Gold, welches als Wertspeicher fungiert. Diese Stellung könnte auch einen Schutz vor staatlichen Verboten bieten.
Bitcoin als Währung: Wenn die Transaktion mehr als der Kaffee kostet
Es gibt einen bekannten Witz in der Bitcoin-Szene:
- Kunde: "Ich hätte gerne einen Kaffee!"
- Verkäufer: "Gerne! Das macht dann € 1,50,- für den Kaffee und € 26,- für die Transaktionsgebühren."
Was natürlich als Scherz gemeint ist, hat einen wahren Hintergrund. Quasi eine humoristische Aufarbeitung der Realität: Durch die hohen Transaktionsgebühren auch bei kleinen Bitcoin-Beträgen können diese den Wert der Ware oder der Dienstleistung weit übersteigen.
Eine Eignung als Währung und alltägliches Zahlungsmittel für Einkäufe im Supermarkt wäre so nur bei größeren Anschaffungen denkbar.
Natürlich ist es theoretisch möglich, Bitcoins bzw. "Satoshis" (die kleinste Einheit, vergleichbar mit Cents beim Euro) auch zu niedrigeren Gebühren zu versenden, allerdings würde das die Zahlung in vielen Fällen extrem verzögern.
Die Miner arbeiten nämlich zuerst jene Transaktionen ab, welche ihnen am meisten Geld (in Form der Gebühren) einbringen. Umso mehr Menschen anfangen, Bitcoin zu benutzen, umso mehr Überweisungen gibt es und umso teurer wird es pro Transaktion.
"Lightning" soll Bitcoin zum Zahlungsmittel machen und die Geschichte von "Bitcoin Cash"
Als Satoshi Nakamoto Bitcoin konzipierte, war die Kryptowährung von Anfang an als inflationsfreies Zahlungsmittel angedacht. Eine Währung, welche andere Fiat-Währungen wie den Euro oder den US-Dollar zumindest theoretisch ersetzen könnte.
Man muss es sagen, wie es ist: Das oben genannte Problem mit den hohen Transaktionskosten wurde nicht einberechnet.
Um das Problem zu lösen und Bitcoin doch noch als Währung zu etablieren, gab es einen Fork, welcher von Roger Ver angetrieben wurde. Aus der Abspaltung entstand eine neue Kryptowährung namens "Bitcoin Cash". Wie der Name "Cash" schon sagt, sollte dieser "neue" Bitcoin als Zahlungsmittel eingesetzt werden können.
Und tatsächlich: Bitcoin Cash ist, zumindest technisch gesehen, tatsächlich der bessere Bitcoin und die Eignung als Währung ist weit mehr gegeben.
Da Roger Ver innerhalb der Szene aufgrund diverser Vorkommnisse allerdings eine schlechte Reputation hat, hat das Bitcoin Core (so wird der originale Bitcoin genannt)-Entwickler-Team angefangen, an einer eigenen Lösung zu basteln: Das Lightning-Network.
Lightning kann grundsätzlich bereits genutzt werden, ist jedoch noch meist nicht bei Börsen, Shops & Co. implementiert. Die beste Technologie ist wertlos, wenn diese nicht genutzt wird. Die Entwicklung und Bitcoins Zukunft als Währung bleibt somit abzuwarten.
Trotz den Versuchen der Programmierer, Bitcoin zum Zahlungsmittel zu machen, halte ich den flächendeckenden Einsatz als Währung für unwahrscheinlich. Einerseits aufgrund der Volatilität, andererseits weil es sich schlicht anders entwickelt hat und eine Art Wertspeicher geworden ist. Das könnte etwas Positives haben: Staaten sind so zu weniger Restriktionen gegen Bitcoin verführt, da es keine Konkurrenz zu staatlichen Währungen darstellt. Zu guter Letzt ist fraglich, inwiefern Menschen bereit sind, etwas auszugeben, von dem sie einen starken Zuwachs erwarten.
Volatilität von Bitcoin spricht gegen Verwendung als Zahlungsmittel
Ein weiterer Aspekt ist die hohe Volatilität von Bitcoin.
So kann es schon mal passieren, dass der Kurs der Kryptowährung pro Tag 20% nach oben oder auch nach unten rutscht. Das mag für kleinere Beträge noch verkraftbar sein, ist für große Unternehmen aber noch zu spekulativ.
Für die meisten jedenfalls.
Es gibt durchaus Beispiele, wie das der größten Videoplattform für Erwachseneninhalte der Welt, welche Bitcoin und andere Kryptowährungen Ende 2020 als Zahlungsmittel für Premiumaccounts erlaubt hat. In diesem Beispiel ist jedoch davon auszugehen, das hier eine persönliche Vorliebe für Kryptowährungen des Managements mitschwingt.
Dass sich die Wirtschaft großflächig auf eine Währung verlässt, welche dermaßen instabil ist, davon ist nicht auszugehen.
Staatliche "Stable-Coins" sind die Währungen der Zukunft
Sobald Bitcoin oder auch andere Kryptowährungen ernsthaft eine Gefahr für staatliche Währungen werden sollten, ist mit großem Gegendruck der Regierungen zu rechnen. Der Gegenschlag von Regierungen in Zusammenarbeit mit Großbanken würde vermutlich so stark sein, dass mit einem Überleben nicht-kontrollierbarer Kryptowährungen nicht zu rechnen ist.
Gut zu sehen war dies auch bei Facebooks Projekt "Libra". Tatsächlich hatte Libra gute Chancen, sich als Währung zu etablieren. Da die EU diese Gefahr auch gesehen hat, wurde das Projekt im Keim erstickt, um weiteres Wachstum zu unterbinden.
Sowohl die EU als auch die USA, China, Russland und weitere Staaten sind aktuell in der Planung einer eigenen, stabilen, digitalen Währung. Da Geld in unserer Welt oft ein Synonym für Macht ist, werden Staaten alles versuchen, dass diese Macht auch weiterhin in der Kontrolle der Regierungen bleibt.
Bitcoin als Wertspeicher und digitales Gold
Am Markt sehen wir eine klare Entwicklung: Bitcoin wird immer mehr als digitales Gold angesehen. Die Marktdominanz an den Börsen liegt bei über 60% und auch die aktuellen Preise pro Stück spiegeln dies wider.
Echtes Gold wird auch nicht als Zahlungsmittel verwendet, sondern als "Store of Value", zu Deutsch: "Wertspeicher", genutzt.
Auch wenn dies von Nakamoto so nicht vorgesehen war, so scheint sich diese Richtung für Bitcoin mehr zu eignen als den Gebrauch als Währung.
Bei Bitcoin kommt noch hinzu, dass dieser im Wert aktuell noch sehr viel mehr Potenzial nach Oben hat als Gold. Es wäre daher aus Sicht vieler Investoren unklug, Bitcoin für zum Beispiel den Kauf von Lebensmitteln zu verwenden. Wer gibt schon gerne etwas aus, was augenscheinlich das Potenzial hat, sich zu verzigfachen?