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Inverse Zinsstruktur und Wirtschaftskrisen
Die New Yorker Fed (Federal Reserve Bank) schreibt auf ihrer Webseite:
Die Zinsstrukturkurve, im Speziellen der Spread zwischen den Zinsen langlaufender 10-Jahres-Anleihen und den kurzlaufenden 3-Monats-Anleihen, ist ein wertvolles Prognose-Tool. Es ist einfach zu benutzen und übertrifft signifikant andere finanzielle und makroökonomische Indikatoren für die Prognose einer Rezession zwei bis sechs Quartale im Voraus.
Um eine Rezession vorherzusagen, wird normalerweise auf komplexe, mathematische Modelle gesetzt.
Es gibt jedoch sehr viel einfacher zu lesende Indikatoren für eine Wirtschaftskrise. Einer der aussagekräftigsten Indikatoren ist die inverse Zinsstrukturkurve.
Normalerweise werden Käufer von Schatzanweisungen bzw. Anleihen mit höheren Zinsen belohnt, wenn sie Papiere mit langer Laufzeit kaufen.
Umso höher die Laufzeit, umso höher die Zinsen. Umso kürzer die Laufzeit, umso weniger Zinsen gibt es darauf.
Eine normale Zinsstrukturkurve verläuft demnach für gewöhnlich von unten nach oben: mehr Zinsen für längere Laufzeit:
Eine inverse Zinsstrukturkurve dagegen verläuft von unten nach oben. Anleger bekommen mehr Zinsen für kürzere Laufzeiten als für längere.
Rezessionswahrscheinlichkeit (Vier Quartale in die Zukunft) | Spread* |
---|---|
5% | 1,21% |
10% | 0,76% |
15% | 0,46% |
20% | 0,22 |
25% | 0,02% |
30% | -0,17% |
40% | -0,50% |
50% | -0,82% |
60% | -1,13% |
70% | -1,46 |
80% | -1,85% |
90% | -2,40% |
Weshalb gilt die inverse Zinsstrukturkurve als Indikator für eine Rezession?
Um die Frage zu klären, wieso eine inverse Zinsstrukturkurve ein Indikator für eine Rezession ist, ist es wichtig zu verstehen, wie diese überhaupt entsteht.
Wenn die Kurve invertiert, heißt es, dass Anleihen-Investoren wenig Vertrauen in die Wirtschaft der nahen Zukunft haben.
In so einem Fall wird die nahe Zukunft (bis zu 2 Jahre) als risikoreicher als die ferne Zukunft (bis zu 10 Jahren und darüber) angesehen und daher mehr Zinsen für kurze Laufzeiten gefordert.
Die Konsequenz davon ist, dass Investoren in lang laufende Anleihen "flüchten". Da diese Anleihen nun plötzlich sehr attraktiv geworden sind und es eine hohe Nachfrage gibt, muss der Zinssatz nicht so hoch sein, um Käufer dafür zu finden.
Das wiederum führt dazu, dass es sehr wenig Nachfrage nach Anleihen mit kurzen Laufzeiten gibt. Die Zinssätze dafür müssen nun also angehoben werden, um Investoren dazu zu animieren, diese zu kaufen. Durch den höheren Zinssatz wird also einerseits versucht, die Nachfrage zu erhöhen, andererseits ist es aber auch die Belohnung für das höhere Risiko diese zu kaufen.
Das Resultat daraus ist, dass die Zinsstrukturkurve invertiert.
- Quellen
https://www.newyorkfed.org/research/current_issues/ci2-7.html
https://fred.stlouisfed.org/graph/?g=lFt2
https://www.longtermtrends.net/us-treasury-yield-curve/