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Inverse Zinsstruktur: Wirtschaftskrisen effektiv vorhersagen


Martin Fiedler

Zuletzt Aktualisiert: 30. Januar 2021

Zusammengefasst


Mithilfe von Zinsstrukturkurven lässt sich das Verhältnis von kurz- und langlaufenden Zinsen von Anleihen ablesen. Man spricht von einer inversen Zinsstrukturkurve, wenn die Zinssätze für kurzlaufende Anleihen höher als die für langlaufende sind. Nicht immer, wenn die Zinsstrukturkuve invers wird, folgt zwingend eine Weltwirtschafts- bzw. Finanzkrise. Aber vor jeder Rezession in den USA (gilt auch für die meisten anderen Länder) war die Zinsstrukturkurve bisher invers. Deshalb gilt die Inversität der Kurve als ein Indikator für eine Wirtschaftskrise zwei bis sechs Quartale im Voraus. Ein negativer 10-2-Spread (Verhältnis zwischen den Zinsen von 10-Jahres- und 2-Jahres-Schatzanweisungen) haben bisher jede Rezession von 1955 bis 2018 vorhergesagt (inklusive der Weltwirtschaftskrise 2008). Das letzte Mal, wo der Spread negativ wurde, war im August 2019.

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Inverse Zinsstruktur und Wirtschaftskrisen

Die New Yorker Fed (Federal Reserve Bank) schreibt auf ihrer Webseite:

Die Zinsstrukturkurve, im Speziellen der Spread zwischen den Zinsen langlaufender 10-Jahres-Anleihen und den kurzlaufenden 3-Monats-Anleihen, ist ein wertvolles Prognose-Tool. Es ist einfach zu benutzen und übertrifft signifikant andere finanzielle und makroökonomische Indikatoren für die Prognose einer Rezession zwei bis sechs Quartale im Voraus.

Um eine Rezession vorherzusagen, wird normalerweise auf komplexe, mathematische Modelle gesetzt.

Es gibt jedoch sehr viel einfacher zu lesende Indikatoren für eine Wirtschaftskrise. Einer der aussagekräftigsten Indikatoren ist die inverse Zinsstrukturkurve.

Was ist die Zinsstrukturkurve?


Die Zinsstrukturkurve zeigt die Enwicklung von Zinsen über die Laufzeit von Anleihen an.

Normalerweise werden Käufer von Schatzanweisungen bzw. Anleihen mit höheren Zinsen belohnt, wenn sie Papiere mit langer Laufzeit kaufen.

Umso höher die Laufzeit, umso höher die Zinsen. Umso kürzer die Laufzeit, umso weniger Zinsen gibt es darauf.

Eine normale Zinsstrukturkurve verläuft demnach für gewöhnlich von unten nach oben: mehr Zinsen für längere Laufzeit:

Eine inverse Zinsstrukturkurve dagegen verläuft von unten nach oben. Anleger bekommen mehr Zinsen für kürzere Laufzeiten als für längere.

Was sind Schatzanweisungen?


Schatzanweisungen (auch "Schatzwechsel") sind kurzlaufende Schuldverschreibungen die von einer Regierung ausgegeben werden, um einen Finanzbedarf zu decken. Schatzanweisungen bestehen in den USA aus "Treasury Bills" (ausgegeben für weniger als 1 Jahr), "Treasury Notes" (ausgegeben für 2 - 10 Jahre) oder "Treasury Bonds" (ausgegeben für 30 Jahre). Schatzanweisungen sind also Staatsanleihen bzw. Anleihen-ähnlich und werden bei Auktionen versteigert.

Rezessionswahrscheinlichkeit
(Vier Quartale in die Zukunft)
Spread*
5% 1,21%
10% 0,76%
15% 0,46%
20% 0,22
25% 0,02%
30% -0,17%
40% -0,50%
50% -0,82%
60% -1,13%
70% -1,46
80% -1,85%
90% -2,40%
* Hinweis: Der Spread der Zinsstrukturkurve ist als der Spread zwischen den Zinsen einer 10-Jahres Schatzanweisung (Treasury Note) und einer 3-Monats Schatzanweisung (Treasury Bill) definiert.

Weshalb gilt die inverse Zinsstrukturkurve als Indikator für eine Rezession?

Um die Frage zu klären, wieso eine inverse Zinsstrukturkurve ein Indikator für eine Rezession ist, ist es wichtig zu verstehen, wie diese überhaupt entsteht.

Wenn die Kurve invertiert, heißt es, dass Anleihen-Investoren wenig Vertrauen in die Wirtschaft der nahen Zukunft haben.

In so einem Fall wird die nahe Zukunft (bis zu 2 Jahre) als risikoreicher als die ferne Zukunft (bis zu 10 Jahren und darüber) angesehen und daher mehr Zinsen für kurze Laufzeiten gefordert.

Die Konsequenz davon ist, dass Investoren in lang laufende Anleihen "flüchten". Da diese Anleihen nun plötzlich sehr attraktiv geworden sind und es eine hohe Nachfrage gibt, muss der Zinssatz nicht so hoch sein, um Käufer dafür zu finden.

Das wiederum führt dazu, dass es sehr wenig Nachfrage nach Anleihen mit kurzen Laufzeiten gibt. Die Zinssätze dafür müssen nun also angehoben werden, um Investoren dazu zu animieren, diese zu kaufen. Durch den höheren Zinssatz wird also einerseits versucht, die Nachfrage zu erhöhen, andererseits ist es aber auch die Belohnung für das höhere Risiko diese zu kaufen.

Das Resultat daraus ist, dass die Zinsstrukturkurve invertiert.

Gut zu wissen


Rezessionen dauern im Schnitt 10 Monate lang.

  • Quellen

    https://www.newyorkfed.org/research/current_issues/ci2-7.html

    https://fred.stlouisfed.org/graph/?g=lFt2

    https://www.longtermtrends.net/us-treasury-yield-curve/

Dieser Artikel wurde erstmals am 30. Januar 2021 veröffentlicht und am 30. Januar 2021 aktualisiert.
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