Die Insolvenz der Kryptobörse FTX brachte die Krypto-Welt noch stärker ins Wanken als der Niedergang des Celsius Networks in diesem Jahr. Kurz danach folgte BlockFi und Gemini. Doch auch Insolvenzgerüchte um crypto.com machen sich breit. Was ist dran und wie sicher sind Binance, BitPanda, Coinbase und Kraken noch?
Gemini
Gemini gibt bekannt, dass Kundenkapital 1:1 gehalten wird. Insolvenzgerüchte können sich aktuell noch nicht bestätigen.
Genesis
Genesis von FTX-Pleite betroffen, schränkt Auszahlungen und Lending ein. Eine Insolvenz ist aktuell noch nicht gesichert, aber möglich.
Crypto.com
Eine Insolvenz von Crypto.com kann nach anfänglichen Gerüchten nicht bestätigt werden und gilt als unwahrscheinlich.
BlockFi
BlockFi ist Bankrott.
FTX
FTX gibt Insolvenz bekannt und löst einen Domino-Effekt auf weitere Börsen aus, welche direkt oder indirekt von der FTX- bzw. Alameda Research-Pleite betroffen sind.
Nuri (Bitwala)
Die deutsche Kryptobörse Nuri meldet Insolvenz an.
Celsius Network
Lending-PLattform "Celsius Network" meldet Insolvenz an.
Voyager
Voyager meldet Insolvenz an.
- Kraken, Coinbase, Binance und BitPanda reagieren auf die FTX-Pleite und sind nach eigenen Angaben nicht insolvenzgefährdet.
- Crypto.com überweist versehentlich 400 Mio. USD in Ethereum an falsche Adresse & hält 20% seiner Reserven in "Shiba Inu". Eine mutmaßliche Insolvenz scheint sich allerdings nicht zu bestätigen.
- Fast alle Pleite-Kryptobörsen der vergangenen Wochen waren direkt oder indirekt mit FTX bzw. der FTX-Tochterfirma "Alameda Research" verstrickt.
- Bereits in der Vergangenheit gab es Probleme durch Spekulation mit andere große Fonds wie "Three Arrows Capital".
Sam Bankman-Fried (SBF) wurde auf Ansuchen der USA auf den Bahamas verhaftet. Ihm droht ein Prozess wegen Geldwäsche sowie Betrug.
Sam Bankman-Fried (SBF) stellt sich in einem Interview der New York Times kritischen Fragen zum Niedergang von FTX. Er wolle es bei den Millionen Kunden "wiedergutmachen" sagt SBF. Er sprach auch offen darüber, wie sich Krypto-Unternehmen und auch FTX mit "Bullshit"-PR-Kampagnen milde Regulierung erkaufen.
- Branchenbeobachter sehen das Jahr 2022 bereits jetzt als einen der einschneidendsten Jahre der Geschichte für die Krypto-Szene.
- Vitalik Buterin, der Gründer von Ethereum, kommentierte den 20%igen Shiba Inu-Bestand von crypto.com mit "Wow. 20% in Shiba Inu.” und sprach seine Bedenken aus.
- Die Insolvenzen, welche durch FTX und Alameda Research und der mutmaßlichen Veruntreuung von Kundeneinlagen verursacht worden sind, bedeuten einen großen Vertrauensbruch im Krypto-Markt und darüber hinaus.
- Die Insolvenzen könnten für einen verlängerten Krypto-Winter sorgen.
- Es gilt als gesichert, dass als Reaktion auf die Enthüllungen strengere Gesetze und Regulierungen in Bezug auf den Handel mit Kryptowährungen folgen werden.
Die jüngsten Insolvenzen haben deutlich gezeigt, wie fragil die Krypto-Welt noch ist. Die Krypto-Fintech-Szene wird nun alles dafür tun müssen, das Vertrauen wiederherzustellen. Für die Preise von Bitcoin, Ethereum & Co könnte das weitere Einschnitte bedeuten.
Martin Fiedler
FTX-Insolvenz sorgt für Crash am Krypto-Markt & Startschuss für weitere Pleiten
Die bekannte Kryptobörse "FTX" mit Sitz auf den Bahamas und deren Gründer Sam Bankman-Fried ("SBF") galten einst als Stars am Krypto-Himmel.
Kaum jemand ahnte einen derartig schnellen Tod der Handelsplattform voraus.
FTX nahm mutmaßlich Kundengelder und spekulierte über den damit verbundenen und inzwischen berühmt-berüchtigten "Alameda Research"-Hedgefonds mit riskanten Kryptowährungen.
SBF galt als großzügiger Spender an die US-Demokraten und verkaufte sich in der Öffentlichkeit gerne als altruistische Person, welche sein Geld für einen aus seiner Sicht positiven Wandel in der Welt nutzen wollte. Wie sich im Zuge der Insolvenz und weiter aufkommenden Details herausstellte, entsprach dieses Bild nur in beschränktem Umfang der Realität.
Als bekannt wurde, dass FTX nicht mehr in der Lage war, Kundenforderungen zu bedienen, brach das FTX-Alameda Research-Konstrukt in sich zusammen und sorgte für einen tiefen Vertrauensverlust in der Krypto-Welt. FTX gilt seit dem als Pleite.
Sam Bankman-Fried wurde inzwischen von seiner Position als CEO enthoben. Diese Position hat nun John Ray übernommen.
Darüber hinaus wurde bekannt, dass 477 Millionen US-Dollar im Zuge eines Hacks von FTX entwendet wurden.
Nach Pleite: Auszahlungen gestoppt, Kunden bangen um ihr Geld
Kurz nach Bekanntwerden der Illiquidität der Handelsplattform stoppte FTX die Auszahlungen. Kunden der Kryptobörse hatten in einer Panikreaktion am 8. November über 6 Milliarden US-Dollar abzogen. Wie mit den ausstehenden Forderungen umgegangen wird und ob die Forderungen jemals bedient werden können, steht noch nicht fest.
Celsius Network und Voyager-Bankrott waren erstes Warnzeichen
Obwohl die FTX-Pleite das mit Abstand größte negative Ereignis in den letzten Jahren war, so war es im Jahr 2022 nicht das erste Unternehmen, welches Bankrott ging. Im Juli mussten bereits die Pforten von "Celsius Network" und "Voyager" schließen. Auch die deutsche Kryptobörse "Nuri" machte dicht.
Voyager gab als Gründe dafür "hohe Marktvolatilität" und, ähnlich zu FTX, den Kollaps eines Hedgefonds, welchem Geld für riskanten Spekulationen geliehen wurde, an.
Bei Lending-Anbieter "Celsius Network" war am Bankrott ebenfalls "Alameda Research" als Beteiligte im Spiel. Celsius Network lieh dem Fonds über 12 Millionen US-Dollar.
Schlag auf Schlag: BlockFi kurz vor Insolvenz, Genesis und Gemini wackeln
BlockFi, genau wie Celsius Network eine Lending-Plattform, bereitet aktuell ebenfalls seine Insolvenz vor. Withdrawals ("Auszahlungen") wurden ebenfalls pausiert. Zwar bestreitet BlockFi, dass ein Großteil seiner Assets bei FTX gelagert waren, bestätigte aber, dass zumindest ein Teil des Kapitals bei FTX gelagert war.
Genesis Global Capital (Genesis) wurde ebenfalls Opfer der FTX-Pleite und hatte über 175 Millionen US-Dollar in der gefallenen Kryptobörse gebunden. Auszahlungen an Kunden der Plattform wurden ebenfalls gestoppt.
Gemini, eine von den Winkleoss-Zwillingen gegründete Exchange, musste ebenfalls einen starken Abzug von Geldern in der Höhe von mehrerer hundert Millionen US-Dollar hinnehmen, gab jedoch bekannt, dass die Kundeneinlagen 1:1 gehalten werden und Auszahlungen jederzeit möglich sind.
Gerüchte um Crypto.com: Der nächste Pleite-Kandidat? CEO Kris Marszalek versucht zu beruhigen
Einen Spezialfall nahm in den vergangenen Tagen die Kryptobörse "crypto.com" ein. Gerüchte und Spekulationen machten sich breit, inwiefern die Handelsplattform ebenfalls von der FTX-Pleite betroffen ist.
Dazu kam eine unbeabsichtigte Überweisung von Ethereum (Ether) im Wert von 400 Millionen US-Dollar an gate.io.
Der CEO von crypto.com, Kris Marszalek, versucht seinen Kunden zu beruhigen: In einer Frage/Antwort-Runde auf YouTube sagt Marszalek, dass crypto.com
"niemals in unverantwortlichen Lending-Aktivitäten verstrickt gewesen ist und auch keine Third-Party-Risiken eingegangen ist".
Weiters führte der crypto.com-Chef aus:
"Wir führen keinen Hedgefonds und wir handeln keine Kundeneinlagen".
Die Aufregung um crypto.com dürfte sich, zumindest nach aktuellem Stand, also als unberechtigt erwiesen haben.
Unabhängig von den Insolvenzgerüchten bleibt aber zumindest ein fahler Beigeschmack bei Blick auf die Reserven der Kryptobörse: Ganze 20% sollen in der Meme-Kryptowährung "Shiba Inu" gehalten sein, was von Branchenbeobachtern als extrem riskant eingestuft wird.
Coinbase, Kraken, BitPanda, Binance laut eigenen Angaben nicht Insolvenzgefährdet, aber Entlassungen & Sparmaßnahmen am Programm
Der Einbruch des Krypto-Markts hat bei fast allen Börsen seine Spuren hinterlassen. Durch die Euphorie im Jahr 2021 wuchsen die meisten Krypto-Handelsplattformen zu schnell, weshalb im darauffolgenden Abflachen des Marktes vor allem Entlassungen und Sparmaßnahmen am Plan standen.
Dies zog sich quer die gesamte Branche und hat auch die großen Player der Branche wie Coinbase, Kraken oder BitPanda nicht verschont.
Doch zumindest von der FTX-Insolvenz scheinen die Kryptobörsen crypto.com, Kraken, Binance und BitPanda nicht direkt betroffen zu sein. Alle Plattformen veröffentlichten als Reaktion auf den FTX-Niedergang Statements und Transparenz-Einsichten in den Umgang mit Kundengeldern.