Was ist Antizyklisches Investieren?
Wenn Ihr Euch mit Anlagen beschäftigt, dann gerät Euch fast zwangsläufig der Begriff „Antizyklisches Investieren“ unter. Doch was genau hat es damit auf sich? Wie es der Name schon vermuten lässt, stellt dies eine Anlage-Strategie dar, bei der Ihr als Anleger den Versuch unternehmt, einen Gewinn zu erzielen, indem Ihr entgegen der Mehrheit handelt. Somit handelt Ihr also antizyklisch. Vereinfacht dargestellt kauft Ihr beispielsweise grundsätzlich bei schlechter Konjunktur, während Ihr bei guter Stimmung hingegen verkauft.
Welchen Sinn hat das antizyklische Investieren?
Grundgerüst für diese Strategie ist die allgemein vorherrschende Meinung der meisten Anleger. Demnach führt diese Meinung stets zu einer Übertreibung des Kurses – entweder nach oben oder aber nach unten. So beispielsweise kaufen Anleger mitunter Wertpapiere zu Preisen, die über dem fairen Preis liegen, sofern die Mehrheit der investierenden Investoren positiv gestimmt ist. Gleiches gilt aber natürlich auch für den Verkauf von Wertpapieren, wenn die Mehrheit der Anleger bei fallenden Kursen aus Angst verkauft. Dann fällt der Kurs unter Umständen auf einen Wert unterhalb des fairen Wertes eines Unternehmens. Die Strategie des Antizyklischen Investierens wiederum hat die Vermutung als Grundlage, dass die Mehrheit der Anleger nicht rationell handelt – in die eine wie in die andere Richtung.
Die Problematik dieser Strategie
Darüber hinaus geht die Strategie davon aus, dass die Bewegungen eines Finanzmarktes in Zyklen erfolgt. Dies bedeutet also, dass angenommen wird, dass auf fallende Kurse wieder steigende Kursen folgen. Umgekehrt erfolgen dann logischerweise auf steigende Kurse wieder fallende Kurse. Genau hier findet sich aber auch das größte Problem der Strategie. Denn es erfolgt hier die Annahme, dass der Anleger das Wissen oder die Kenntnisse hat, genau zu bestimmen, wann der höchste und wann der tiefste Punkt des Kurses erreicht ist. Auch wenn hier eine gewisse Toleranz eingerechnet wird, scheint hier doch die größte Schwierigkeit zu liegen. Denn natürlich kann ein Kurs unter Umständen weiter sinken, aber natürlich auch steigen.
Antizyklisch Investieren: Die praktische Umsetzung
Die Umsetzung dieser Strategie in der Praxis beginnt mit dem Auswählen der geeigneten Aktien. Hierzu schaut Ihr Euch zunächst einmal die ausführlichen Daten von Unternehmen an, damit Ihr einen besseren Eindruck erhaltet. Dabei vergleicht Ihr unter anderem die Bilanz des jeweiligen Unternehmens mit dem Marktwert, den die Firma an der Börse hat. Wenn der Marktwert schlechter ausfällt als die Fundamentalwerte, liegt unter Umständen bereits ein Grund zur Investition vor. Denn dies könnte schon ein Indiz sein, dass sich der Wert des Unternehmens in naher Zukunft wieder verbessert. Zudem müsst Ihr natürlich für jede Aktie einzeln überprüfen, wie es um den Wert bestellt ist – oder ist vielleicht der komplette entsprechende Markt im Abwärts- oder Aufwärtstrend?
Natürlich ist dies aber keine Garantie, worauf wir ausdrücklich hinweisen wollen. Denn auch wenn die grundsätzlichen Unternehmensdaten besser sind als der aktuelle Marktwert, bedeutet dies nicht automatisch, dass sich dieser Wert auch im Aktienwert ausdrückt. Denn hier spielen natürlich auch andere Faktoren eine wichtige Rolle, wie zum Beispiel das Verhalten anderer Anleger oder aber Krisen in der Welt, vor denen es nie eine Sicherheit gibt. Zudem gilt es auch bei der Strategie des Antizyklischen Investierens, die eigene Psyche mitunter zu überwinden. Denn nicht immer fällt es leicht, gegen den Strom zu schwimmen, sprich, zu investieren, wenn der Kurs auf einem tiefen Stand ist. Zudem müssen natürlich auch Rückschläge bei dieser Strategie einkalkuliert werden. Auch gibt es keine Garantie auf einen Erfolg beim antizyklischen Investieren, da es nicht möglich ist, Marktentwicklungen genau vorherzusehen.
Das größte Risiko
Das größte Risiko beim antizyklischen Investieren ist natürlich, dass Ihr Euch immer gegen einen Trend stellt. Dieser kann aber natürlich lange anhalten und zu einer Dynamik führen, die diesen Trend immer weiter fortführt. Genau die Trendwende zu treffen, ist aber die Schwierigkeit beim antizyklischen Investieren. Deswegen müssen Verluste schlichtweg einkalkuliert werden.
Mut und Geduld sind gefragt
Wer mit dieser Anlagestrategie erfolgreich sein will, der muss vor allem zwei wichtige Eigenschaften vorweisen: Mut und Geduld. Denn dann in Werte zu investieren, wenn Kurse auf dem Tiefststand sind, erfordert natürlich auch Mut. Auch darf sich ein Anleger in einer derartigen Situation nicht von Bekannten, Verwandten, Freunden oder der Familie beeinflussen lassen, die mitunter am Verstand des Anlegers zweifeln können – insbesondere, wenn die Kurse noch weiter sinken.
Zudem musst Du Geduld haben, wenn Du mit der Strategie erfolgreich sein willst. Denn es kann immer mal wieder zu Rückschlägen kommen, auch zu mehreren. Hier gilt es immer, den Glauben an sich selbst und die Strategie nicht zu verlieren und Geduld zu haben. Es gilt immer, das langfristige Ziel vor Augen zu haben. Wer also nur mal eben mit Aktien zocken will, um kurzfristige Erfolge zu erzielen, der sollte von dieser Strategie die Finger lassen.
Liquiditätsengpässe vermeiden
Ein weiterer wichtiger Punkt bei dieser Strategie ist die Liquidität. Wenn Ihr die Strategie antizyklisch investieren anwendet, solltet Ihr zu jeder Zeit ausreichend Geld auf dem Konto haben. Wenn es nämlich zu einem Crash kommt, und Ihr nicht handeln könnt, dann nutzt auch die beste Gelegenheit zum Einstieg nichts. Im schlimmsten Fall kann eine fehlende Liquidität sogar zu negativen Folgen führen. Wenn Ihr nämlich an der Grenze Eurer Liquidität investiert und es zu unerwarteten Ausgaben kommt, müsst Ihr unter Umständen sogar Aktien verkaufen, im schlimmsten Fall sogar zum „falschen Zeitpunkt“. Wenn nämlich der Kurs gerade einen Abwärtstrend hinlegt und Ihr müsst verkaufen, dann verkauft Ihr Eure Anlagen eventuell zu billig.
Fazit zum antizyklischem Investieren
Zusammenfassend kann also festgestellt werden, dass das antizyklische Investieren eine Zeitstrategie ist, mit der es möglich ist, bei manchen Unternehmen günstige Zeitpunkte zum Einstieg ins Investieren zu finden. Der beste Zeitpunkt ist dabei in der Regel vor allem in Crashphasen eines Wertes oder eines Marktes. Wenn nämlich andere Anleger ängstlich werden, können mit dieser Strategie Aktien zu günstigen Preisen gekauft werden. Dabei gilt es aber vor allem, Geduld zu bewahren und den Mut nicht beiseite zu lassen. Auch in schlechteren Phasen muss die Strategie nämlich weiter durchgezogen werden. Zudem müsst Ihr beim antizyklischen Investieren immer auf ausreichend Liquidität achten.